Donnerstag, 28. August 2014

Buchvorstellung: Libri Mortis

Die Libri Mortis-Trilogie gehört zu meinen Favouriten im Bücherregal. Eine einzigartige Geschichte, die zum größten Teil in der Pariser Unterwelt (Katakomben) spielt. Schlaflose Stimmen war der erste Band, der mir in die Hände gefallen ist. Als ich es lesen wollte habe ich festgestellt, dass es noch zwei weitere Teile gibt. Also habe ich mir diese gewünscht. Und dann war es endlich so weit: Ich konnte in die Abenteuer der Geschichte eintauchen und in ihr versinken.




"Rosalie rannte. Durch den Tümpel, durch die Dunkelheit, durch die Nacht, gehetzt von namenlosem Schrecken, der in ihren Gedanken eine schwarze formlose Gestalt annahm. Ihr Keuchen wurde zu einem Wimmern. An jeder Kreuzung musste sie Innehalten und hektisch einen Blick auf die Karte werfen. Schnell, schnell. Etwas streckte seine Hand nach Rosalie aus. Sie wusste nicht, was es war. War es ein Teil von ihr oder ein Teil dieser Unterwelt? Oder gab es diesen Unterschied gar nicht?"

Es beginnt an ihrem sechzehnten Geburtstag. Reglos steht der Mann da und starrt Rosalie mit leerem Blick an. Niemand außer ihr sieht ihn. In derselben Nacht dringen merkwürdig wispernde Stimmen aus der Tiefe an ihr Ohr. Niemand außer ihr hört sie. Rosalie beginnt zu zweifeln. An sich. An der Realität. Und ihr wird klar, dass es keinen anderen Ausweg gibt: Sie muss dem Flüstern in die Dunkelheit folgen, um herauszufinden, was es damit auf sich hat. Rosalie macht sich auf die Suche nach Erklärungen. Doch was sie findet, ist eine Welt voller Schatten und Finsternis. Eine Welt unter der Welt.




"Rosalies Fuß war in eine Spalte gerutscht. Das Wasser stieg weiter - es stand jetzt schon bis zur Brust. Panik ließ ihr Herz immer schneller rasen. Wenn sie sich nicht bald befreien konnte, würde sie hier unten ertrinken! Sie warf den Rucksack fort und tauchte unter, um den Fuß beim Knöchel zu packen. Sie zog so kräftig sie konnte, dann ging ihr die Luft aus. Gurgelnd tauchte sie wieder auf. Vor ihr im Wasser schwamm die Taschenlampe, flackerte noch einmal, um dann zu verlöschen. Dunkelheit senkte sich wie ein Leichentuch auf sie."

Es geht wieder los. Rosalie hat das Gefühl, verfolgt zu werden. Bildet sie sich das alles nur ein, oder weiß ihr alter Feind Pylart über jeden ihrer Schritte Bescheid? Eines Nachts schreckt Rosalie hoch - zu entsetzlich waren die Stimmen, die sie gehört, und die Bilder, die sie im Traum gesehen hat: Ambrose verzweifelt, Ambrose gefesselt, Ambrose entführt. Und bald wird aus ihrer Angst schreckliche Gewissheit, denn sie findet heraus, dass ihr Freund tatsächlich in den Fängen des so mächtigen wie skrupellosen Pylart ist. Wenn sie Ambrose retten will, bleibt ihr nur ein einziger Weg, um sich unbeobachtet durch Paris zu bewegen - doch der führt weit unter die Erde, an den Ort, der ihr schon einmal beinahe zum Verhängnis geworden wäre: in die Welt unter der Welt...




"Rosalie ergriff die Klinke mit beiden Händen. Ein Schwall warmer Luft schlug ihr entgegen, als sie die Tür aufriss. So schnell Rosalie konnte, hastete sie hindurch. Mehr hüpfend als rennend lief sie weiter, aber die kalte Dunkelheit holte sie auch hier ein. Wie in Zeitraffer wachsender wilder Wein rankte sich die tödliche Schwärze durch den Flur und bedeckte die Wände. Rosalie warf in Panik einen Blick über die Schulter - und stieß einen lauten Schrei aus, als sie die Gestalt am Ende des Korridors sah."

Wie eine dunkle Verlockung liegen die Tagebücher ihrer Mutter in Rosalies Händen. Auch Marguerite hat Stimmen gehört und Dinge gesehen, die andere verborgen blieben. Auch sie konnte sich dem Bann der Katakomben nicht entziehen. Entgegen aller Warnungen macht Rosalie sich daran, das dunkle Geheimnis ihrer Familie zu lüften. Doch ahnt sie nicht, in welche Gefahr sie sich damit begibt. Tief, viel zu tief taucht Rosalie in die damaligen Ereignisse ein und droht in deren teuflischem Sog zu ertrinken. Denn die Bücher führen sie in schwindelerregende Höhen, an gähnende Abgründe und hinab in finstere Tiefen - in eine Welt unter der Welt.

Besonderes
Ein wunderschönes Cover und eine wunderbare Geschichte. Das ganze Cover ist im Hintergrund mit Worten verziert. Es sind (soweit ich lesen konnte) alles Zitate aus dem Buch. Diese Anordnung scheint die Stimmen in Rosalies Kopf wieder zu spiegeln. Auch der Schriftzug Libri Mortis mach diese Trilogie zu etwas Einzigartigem und Abenteuerreichem.
Die Bilder auf dem Cover machen dieses Lebhaft, da sie entweder in das Buch hinein zu gehen oder heraus zu treten scheinen. Durch die Bewegung und die Schatten, die in den Bildern zum Ausdruck gebracht werden, wirkt alles gleich noch viel lebendiger und fesselnder.
Vielleicht ist es euch aufgefallen: Alle drei Texte über den Inhalt enden mit den selben Worten: "Eine Welt unter der Welt". Ein Wiedererkennungswert, auf jeden Fall.

Wessen Interesse nun geweckt ist, sollte sich diese Bücher auf keinen Fall entgehen lassen. Ich finde, dass es eine besondere Geschichte ist, die ich so noch nie gelesen habe und vermutlich auch so nicht mehr lesen werde. Ein Muss für alle Leseratten.


Eure Emm

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